Das Hightech Zentrum Aargau präsentierte zehn Jahre nach seinem Start eine solide Zwischenbilanz und feierte mit über 200 Gästen das 10jährige Jubiläum.

 

Die ersten 10 Jahre stellten eine Wegmarke dar, die «ein bisschen stolz» mache, sagte Peter Gehler, Präsident des Verwaltungsrats der Hightech Zentrum Aargau AG (HTZ), am Jubiläums-Jahresanlass in Aarau. Die Verantwortlichen des HTZ hätten die politischen Instanzen nach einer Phase heftiger Diskussionen über Sinn und Unsinn eines Hightech Zentrums mit Taten davon überzeugt, «dass das HTZ eine gute Sache ist». Am 14. September 2021 beschloss der Grosse Rat des Kantons Aargau die unbefristete Weiterführung des HTZ.

Gehler erinnerte auch daran, dass «Ordnungspolitiker» in den ersten Jahren nach der HTZ-Gründung Ende 2012 den Beginn eines Subventionsregimes gewittert haben. Dabei hätten diese Politiker übersehen, dass das HTZ Inkubation betreibe, KMU ermuntere, Innovationen anzupacken und dass es auch nur diesen Teil finanziere. Die 10-Jahres-Bilanz lässt sich sehen: Durch das HTZ wurden für Innovationsvorhaben Fördermittel in der Höhe von knapp 50 Millionen Franken generiert und zusätzlich Eigenleistungen der Unternehmen von 66 Millionen Franken ausgelöst. Das «Aargauer Modell» sei fokussiert, effizient und verhältnismässig kostengünstig.

Über 1900 Unternehmen

Mit dem Hauptziel, Innovationsprojekte von Aargauer Unternehmen zu ermöglichen oder zu beschleunigen, hat das HTZ-Team seit 2013 mehr als 1900 Unternehmen besucht, um diesen die Möglichkeiten und Chancen solcher Projekte aufzuzeigen, erklärte Dr. Martin A. Bopp, seit Beginn des HTZ dessen Geschäftsführer. Bisher wurden mit über 1050 Unternehmen – zu über 90 Prozent KMU – aus verschiedenen Branchen mehr als 3100 Förderprojekte gestartet. Das direkte Projektvolumen betrug über 114 Millionen Franken. In den Eigenleistungen der Firmen sind jene Investitionen nicht enthalten, die zusätzlich für die Lancierung der Produkte oder Dienstleistungen im Markt nötig werden.

Etliche andere und teilweise auch grössere Kantone beneiden den Aargau um dessen Hightech Zentrum, führte Regierungsrat Dieter Egli, Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres des Kantons Aargau, aus. Der Staat könne seine Rolle perfekt spielen, indem er Innovationen als Brückenbauer ermögliche. Die Gründer des HTZ hätten dies erkannt – vor dem Hintergrund, dass es im Aargau sowohl zukunftsorientierte Firmen als auch vorzügliche Forschungs- und Bildungseinrichtungen gebe. Egli erinnerte daran, dass Innovation alles andere als einen Selbstzweck darstelle und für den Standort Aargau existenziell wichtig sei.

«Mission Innovation»

Mit Videos und Kurzinterviews vermittelte das HTZ im Kultur & Kongresshaus Aarau (kuk) einen Einblick in die praktische Innovationsarbeit seines Expertenteams, für das 2023 elf Technologie- und Innovationsfachleute und insgesamt 17 Mitarbeitende im Einsatz stehen. Drei Unternehmen wurden im kuk vorgestellt, deren Förderprojekte vom HTZ erfolgreich begleitet und unterstützt wurden:

– Die plc-tec AG aus Hägglingen hat eine Technologie entwickelt, die wesentlich zur Weiterentwicklung des Schienengüterverkehrs beitragen könnte. Der Güterzug von morgen wird sich durch eine digitale Kupplung auszeichnen, die nicht zuletzt geeignet ist, die Sicherheit des Güterverkehrs auf der Schiene zu erhöhen.

– Die SmartBreed AG aus Zufikon strebt eine CO2-freundliche, nachhaltige Futtermittelalternative an: Proteingewinnung als Alternative zu Soja und Fischmehl, indem Biomasse mitte Insekten rezykliert wird. Die stark gewachsene internationale Konkurrenz des Aargauer Start-ups profitiert noch von vergleichsweise vorteilhaften Regulierungen.

– Die Wetter-Gruppe aus Stetten, seit fast 80 Jahren im Stahl- und Fassadenbau tätig, ist in den Sicherheitsmarkt vorgestossen. Mit «FairGuard» hat das Familienunternehmen ein mobiles, modulares Sicherungssystem aus Hochleistungsstahl gegen terroristische Fahrzeugattacken entwickelt.

 

Ausblick

Im Rahmen eines Podiumsgesprächs unter der Leitung von Kommunikationsfachfrau Katia Röthlin wurde einerseits die Zehn-Jahresbilanz des HTZ gewürdigt. Andererseits wurden die Herausforderungen der künftigen Innovationsförderung angesprochen. Alt Regierungsrat Dr. Urs Hofmann erinnerte daran, dass die Hightech-Strategie zwecks Innovationsförderung im Aargau lange sehr umstritten war und deren Umsetzung mit grosser Skepsis begleitet wurde.

Die geglückte Realisierung jener Idee erfülle ihn heute mit Genugtuung. Aber es müsse daran gearbeitet werden, dass der Aargau als Industriestandort und Werkplatz top bleibe. Prof. Dr. Crispino Bergamaschi, Direktionspräsident der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, lobte das HTZ als Innovationsdrehscheibe mit grosser Fachkompetenz. Die FHNW betrachte ihr Mitwirken in den zahlreichen Förderprojekten als Privileg.