Dessen 23. Ausgabe erschien bereits im Spätherbst ‘20, mithin noch kurz vor der zweiten Schweizer Corona-Welle. Erstmals im Jubiläumsjahr 2018 nahm der Guide ein mittleres Grossformat in stattlichem Format an und behält das mittlerweile aufwändig gestaltete Ausmass seither lobenderweise bei. Inzwischen lässt das Nachschlagewerk inklusive aufschlussreicher Einleitung, «Benützung des Buches» mit Wein zu von/bis-Preisen in Punkte-Abstufung, Verkostungs-Statistiken von jedem Schweizer Detailhändler und hinten Weinnamen-Index mit aktuell stolzen 704 Seiten das ehemals zwar handliche, aber kleine blaue Büchlein vergessen.

Der veritable Wälzer entspricht nicht nur von der Dicke her vielmehr einer Bibel, ohne die Ernsthaftigkeit der heiligen Schrift kopieren zu wollen… Ganz im Gegenteil sind darin 599 Wein-Highlights des Schweizer Detailhandels zu finden, welche die Autorin oftmals in salopp-witzige oder noch mehr schwärmerische Rundum-Genuss-Empfehlungen kleidet:

So etwa zu einem Primitivo di Manduria ’18, Poggio Vecchio, DOC: «Schrill, bunt und laut. Primitivo ist ein klassischer Unterhaltungswein, so wie eine neue Netflix-Serie.» Oder über einen Valpolicella Ripasso ‘17, Superiore, San Zenone, DOC: «Romantisch und verführerisch vom ersten bis letzten Schluck. Perfekt für das erste Date, an dem auch Kerzenlicht brennen sollte.» Zu einem Rioja Altivo ‘13, Reserva, DOCa: «Hat die Aura eines alten, leicht verstaubten Buches mit Lederbuchdeckeln.» Ueber einen Grünen Veltliner ’18, Federspiel, Weingut Knoll: «Er zischt nur so durch den Gaumen und das Glas leert sich im Nu.» Zum Chardonnay ‘17, Hess Select, Monterey County: «Easy drinking pur. Unkompliziert, schmelzig, spassig und sehr rhythmisch.” Ueber den Château de Lastours ’16, Grande Réserve, Corbières: «Orchestraler Wein für Genussmenschen.» Juan Gil ’16, 12 Meses, Jumilla: «Vorsicht – dieser Wein ist aromatisch so bunt, dass man sich an einem Karneval wähnt.» Ueber den Chasselas Romand VdP ’19, Cave St. Séverin: «Ein perfekter Alltags-Vin-de-soif. Es lohnt sich, genügend Flaschen gekühlt zu haben, da man Weine wie diesen im Eiltempo leert.» Zum Merlot ’19, Vin de Pays d’Oc., Chevalier de Fauvert: «Servieren Sie diesen Wein blind und verraten Sie den Preis erst nachher: Ich kann nur sagen – selbst ich habe mich schon kräftig vertippt.»

Sodann über…

…den Côtes du Rhône ’19, AOP: «Ein easy-drinking-Wein mit optimalem Preis-Leistungs-Verhältnis, den man sehr gut während der Lektüre – z.B. der Maigret-Romane von Georges Simenon – trinken kann.» Champagne Perrier-Jouet Grand Brut: «Es ist, als ob Julia Roberts an einem vorbeigehen würde, so grazil fliesst dieser Klassiker den Hals hinunter.» La Mauriane ‘17, Puisseguin Saint-Emilion, Pierre-Taix: «Man kaut sich förmlich durch diesen Saint-Emilion, so stoffig, intensiv und fett ist er.» Château Daugay ‘17, Saint-Emilion Grand Cru: «Ein Klassiker für traditionelle Weingeniesser, die gerne über alte Weine nachdenken und auch noch gerne selber kochen. Hier trinkt man Geschichte und nicht eine Aromabombe.» Château de Bélier ‘17, Château Puech-Haut, Languedoc: «Herrlich, diese Fülle. Barocker Genuss, der gar nicht mehr aufhören will. Dieser Wein ist eine önologische Symphonie.» Goldbeere Cuvée ’19, Prestige: «Ideal, wenn es im Gaumen aromatisch so richtig krachen darf. Und zwar schon beim ersten Schluck.» Brunetti di Amerosa ’19, Rosso Puglia IGT, Organic Wine: «Kochen Sie dazu Risotto oder ein Fleischgericht – oder geniessen Sie ihn, während Sie Donna Leons Commissario Brunetti bei der Auflösung seiner Fälle helfen.» Grande Sinfonia ’19, Appassimento, Vino Passito Publia IGP: «Dessen neuer Jahrgang ist pures Blockbuster-Unterhaltungskino für den Gaumen.»

Und so weiter, und so fort. Selbstredend bedient sich die Autorin dabei jedoch ebenso dem integralen Früchte-, Roh- /Werkstoff- sowie Substanz-Sensorium, welches nunmehr auch schon seit Dekaden von renommierten Degustatoren vinifizierter Rebensäfte angewandt wird. Auch notiert sie zu jeder vorgestellten Abfüllung Hinweise zu deren optimalen  Genussform und vermerkt Vorschläge zu entsprechend passenden Gerichten. Zu den Trends des angelaufenen Jahres sollen Bio-, Schweizer, Rosé- und Schaum- sowie preislich wie immer attraktive Weine aus Spanien, Frankreich und Italien zählen. «Jeden Sommer verkoste ich das Kernsortiment des Schweizer Detailhandels, mithin die bekanntesten Alltags- und Festtags-Weine der Schweiz. Noch nie waren regionale Weine so gefragt wie heute. Regionalität löst Vertrauensgefühle und Sicherheit aus, welche wir mehr denn je brauchen…», so Kurt. Und weiter: «Wein ist und war schon immer ein Botschafter seiner Herkunft und seines Terroirs. Mit Wein reisen wir gedanklich an dessen Ursprungsort, der von Klima, Kultur und Gastronomie geprägt ist. Falls man (w/m) schon ‘mal an Ort war, dürften wir an eigene Erlebnisse und die dort erzielte Erfahrung erinnert werden – was besonders in leider noch aktueller Krise sehr erfreulich ist!»

Alleine Chandra’s süffige, prägnant treffende und/oder frivole Metaphern gestalten den Weinseller ’21 zu einem Nachschlagewerk, welches Nutzer vor jeweiligem Weinkauf bei Aldi, Coop, Denner, Globus, Landi, Lidl, Manor, Spar und Volg häufiger als jedes andere konsultieren dürften! Denn bekanntlich braucht guter, sehr guter und hervorragender Wein keineswegs teuer zu sein… Die Autorin nochmals original: «Ich wünsche Ihnen jetzt schon viel Vergnügen beim Entdecken der einen oder anderen Trouvaille und freue mich wie immer auf Feedback oder Anregungen: office@chandrakurt.com – Ihre Chandra Kurt.»

 

Hinweis: Immer auch auf die Jahrgänge der im Weinseller ’21 beschriebenen Abfüllungen achten, da diese naturgemäss nicht immer identisch mit den im Guide erwähnten sein können! Bekanntlich sind Weintrauben aufgrund des individuellen Terroirs (Klima mit Anzahl Sonnen- und Regen-Tagen/Oechsle-Grade bestimmen per Restzucker den Alkoholgehalt, Höhenlage der Rebberge, Böden, usw.) ein lebhaftes Naturprodukt, das von Jahr zu Jahr unterschiedliche, aber natürliche Geschmacksnoten ausweisen kann.

Verkostete Weine: 310 rote, 176 weisse, 56 Schaumweine, 45 Roséweine und 12 Süssweine – total 599

Nach Ländern: Italien (178), Schweiz (165), Frankreich (105), Spanien (59), Portugal (21), USA (19), Argentinien (13), Oesterreich (12)

Europa: 547 – Neue Welt: 52 (USA, Australien, Neuseeland, Südafrika, Chile, Argentinien)

Total 14 Länder

Regionen der Schweiz: Waadt (60), Wallis (56), Deutschschweiz (29), Tessin (13), Drei-Seen (5), Genf (2)

Preisspanne: CHF 2.79 bis 69.-

Gewichtung: 167 Weine von CHF   5.- bis 10.-

                      147 Weine von CHF 10.- bis 15.-

                     124 Weine von CHF 15.- bis 20.-

                     161 Weine von CHF 21.- bis 69.-

 

704 Seiten mit 563 Abbildungen,, 16,3 x 21,4 cm gebunden, Softcover

ISBN 978-3-03922-054-0, zu CHF 39.-/EUR 30.- erhältlich im einschlägigen Buchhandel oder direkt unter www.werdverlag.ch , bzw. www.weinseller.com