Dank neuer, von der EU vorgeschlagenen Massnahmen könnten wertvolle Materialien in Altfahrzeugen in grossem Umfang wiederverwendet und recycelt werden. «Vorbild» waren Schweizer Bestimmungen. Foto: AdobeStock
Dank neuer, von der EU vorgeschlagenen Massnahmen könnten wertvolle Materialien in Altfahrzeugen in grossem Umfang wiederverwendet und recycelt werden. «Vorbild» waren Schweizer Bestimmungen. Foto: AdobeStock

Ein neues Regelwerk, das die Europäische Kommission letzte Woche zur Überarbeitung der EU-Altautorichtlinie vorgeschlagen hat, soll die Kreislaufwirtschaft im Automobilsektor stärken.

Jedes Jahr landen mehr als sechs Millionen Fahrzeuge in Europa auf dem Schrottplatz. Ein unsachgemässer Umgang mit diesen Fahrzeugen führt zu Wertverlusten und zu Umweltverschmutzung. Eine kürzlich durchgeführte Überprüfung bestehender EU-Rechtsvorschriften in diesem Bereich hat gezeigt, dass erheblicher Verbesserungsbedarf besteht, um den Automobilsektor in eine Kreislaufwirtschaft zu überführen und dadurch die mit Herstellung und Entsorgung von Fahrzeugen verbundenen Umweltauswirkungen zu verringern und die Nachhaltigkeit der Automobil- und Recyclingindustrie zu erhöhen.

Neufahrzeuge in der EU sind für rund zehn Prozent des Kunststoffbedarfs und neun Prozent des Kupferbedarfs verantwortlich. Zudem ist die Automobilindustrie auf insgesamt mehr als 60 verschiedene Rohstoffe angewiesen. Die Umstellung auf Elektroautos bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich, da sie den Bedarf an Palladium und anderen Edelmetallen für eingebettete Elektronik sowie an Kupfer und Seltenerdelementen, die in Permanentmagneten der meisten Elektromotoren verwendet werden, erhöhen wird. Nach Schätzungen der EU wird die Nachfrage nach den Seltenerdelementen Neodym und Dysprosium in Neuwagen auf etwa 4025 Tonnen bzw. 620 Tonnen ansteigen, ein Anstieg um das Zehn- bzw. Siebenfache gegenüber 2020.

 

«Schweizer Ansatz» für Elektronik in Altfahrzeugen

Seit mehreren Jahren unterstützen Forschende der Empa-Abteilung Technologie und Gesellschaft in St. Gallen unter der Leitung von Patrick Wäger das Bundesamt für Umwelt (BAFU) bei der Verbesserung des Auto- und Elektronik-Recyclings durch verschiedene «Science-for-Policy»-Projekte. Ein kürzlich abgeschlossenes Projekt untersuchte etwa die Möglichkeit, eingebettete elektronische Geräte aus Altfahrzeugen zu entfernen und separat zu recyceln, und zwar unter technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Die Ergebnisse dieser sowie früherer Studien dienten als Grundlage, um zu bestimmen, welche Geräte im Rahmen der kürzlich revidierten schweizerischen Verordnung über Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte (VREG) separat entfernt und recycelt werden sollten. Die neuen Bestimmungen sehen vor, dass elektronische Geräte in Altfahrzeugen separat ausgebaut und wiederverwertet werden sollen, falls dies wirtschaftlich tragbar und ökologisch sinnvoll ist. Während die konkreten Vorgaben noch in Ausarbeitung sind, ist die Schweiz damit Vorreiterin bei der Anpassung der Gesetzgebung zur Förderung des Recyclings von elektronischen Geräten.

 

Neue Altautorichtlinie für die EU

Aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung wurden die Empa-Forschenden vom «Joint Research Center» (JRC) der Europäischen Kommission angefragt, zusammen mit dem deutschen Öko-Institut e.V. und der schwedischen «Chalmers University» an einer Analyse ausgewählter Massnahmen zur Verbesserung der Kreislauffähigkeit kritischer Rohstoffe und anderer Materialien in Personenwagen mitzuwirken. Das Ergebnis ist ein im Juni veröffentlichter gemeinsamer Bericht, der eine sozioökonomische und ökologische Bewertung jeder dieser Massnahmen sowie eine Reihe von Empfehlungen enthält.

Den Empfehlungen des Berichts folgend, veröffentlichte die Europäische Kommission dann am 13. Juli einen Vorschlag für eine neue Altfahrzeugrichtlinie. Der Vorschlag enthält unter anderem Bestimmungen, die darauf abzielen, das Recycling und die Wiederverwertung von Bauteilen, die kritische Rohstoffe wie Seltenerdelemente, Kupfer oder Palladium enthalten, in Neufahrzeugen zu erhöhen, und zwar sowohl bei Konstruktion und Herstellung als auch in der «End-of-Life»-Phase.