Die Schätze des Schweizer Weins

Zur Vereinigung «Mémoire des Vins Suisses» (MdVS), dem Veranstalter der Degustation, gehören Produzenten der besten Schweizer Weine. Die Vereinigung lagert jedes Jahr eine bestimmte Anzahl Flaschen der Mitglieder ein. Damit ist die Möglichkeit gegeben, jedes Jahr die Weine bezüglich ihrer Entwicklung zu testen.

Auf Einladung der MdVS trafen sich 57 Produzenten mit den geladenen Gästen aus Gastronomie und Fachwelt zu einer Degustation. Der Anlass stand unter der Frage „Sollen Schweizer Weine gelagert werden?“  Mit der modernen Kellertechnik kann vieles beeinflusst werden. Wie verhält es sich aber mit den Schweizer Weinen, die eher den Ruf haben, für eine kurze Lebensdauer produziert zu werden? Natürlich ist das Klima der Weinbauregionen immer noch für die Qualität und Lagerfähigkeit ein grosser Einflussfaktor. Der Eindruck besteht, dass Schweizer Winzer und Weinproduzenten der Natur viel überlassen. Dies gestaltet die Weine enorm spannend und sehr unterschiedlich in ihrer Entwicklung.

Das Erlebnis

Zur Degustation bereit standen die Jahrgänge 2011, 2014 und 2017. In Anbetracht der Anzahl Weine, musste ein Schwerpunkt gesetzt werden. Die Chasselas waren die ersten im Test. Wallis und Neuenburg lieferten je einen Wein, die Waadt deren 6. Chasselas werden eher jung konsumiert und sind auch im Handel kaum über mehrere Jahre erhältlich. Hier erleben wir eine Überraschung!  Alle Weine des Jahrgangs 2017 gaben sich in ihrer gewohnten Fülle: fruchtig, manchmal mit etwas Restsüsse. Weine, die sich gut zu Spargel eignen. Die 2014er waren bereits sehr unterschiedlich in ihrer Entwicklung. Leichte Süsse und einen leichten, aber willkommenen Bitterton im Abgang zeichneten sie aus. Die Frucht fein und eine angenehme leichte Säure liessen die Weine immer noch frisch erscheinen. Die Alterung liess Reife durchblicken. Ausgewogen, fein und erstaunlich sortentypisch, mit komplexen Aromen gaben sich die 2011er. Keiner der Weine war «tot». Wer eine gute Reserve an Chasselas Crus im Keller hat, kann sich auf jede Flasche freuen, sie wird jedes Mal etwas anders sein.

Komplexität der Schweizer Weine

Der Trend zur Diversifikation im Anbau von Rebsorten in Schweiz hält an. Teils ist dies aus markttechnischen Gründen verständlich, andererseits verliert der Weinbau an Identität. Diese Degustation zeigte es deutlich: Sortentypische Weine werden seltener. Individuell assemblierte Weine werden produziert und  unterschiedliche Böden in den Regionen liefern grosse Diversität. So wird der Test auf einzelne Produzenten konzentriert, ohne Quervergleich auf den Nachbarn. Unter anderen Rotweinen konnten 15 Pinot Noir aus 9 Regionen verkostet werden. Im Allgemeinen sind die jüngeren (2017) oft spannender, die mittleren (2014) abgerundet und geläutert, die älteren (2011) weisen manchmal bereits einen Oxidationston aus.

Bei den Weissweinen waren die Spezialitäten aus dem Wallis und der Herrschaft durchwegs spannend und von Jahrgang zu Jahrgang unterschiedlich. Die Weissweine aus anderen Regionen waren sehr unterschiedlich.

Die Empfehlung

Die Klassiker in rot und weiss aus allen Regionen hielten ihre Versprechen und sind auch nach ein paar Jahren noch eine Freude. Im Tessin merkt man manchmal das Temperament der Produzenten in der Preisgestaltung der Weine. Die Skala scheint nach oben kaum Grenzen zu kennen. Wer eine Schweizer Weinbauregion kennt und liebt, wird dort immer einen guten Wein finden.