Werner van Gent im Element (Copyright by: Alexander Wagner)

Mit aufschlussreicher Thematik „Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft“ fand am Donnerstag, 2. September ’21, unter G3-Spezial-Bestimmungen im CAMPUSSAAL Kultur + Kongresse in Brugg-Windisch das KMU SWISS Symposium statt. 

Das Tagungsthema war mit denselben Referenten eigentlich bereits für den März ’20 eingeplant gewesen, musste wegen COVID-19 jedoch aufgeschoben werden. Umso mehr passte es zu den bislang 18 Monaten unter der weltweiten „Pandemie“. So wurde der Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft durch den Virus erst recht beschleunigt und es finden selbst aktuell nach wie vor diesbezügliche Strukturbereinigungen statt.

Weshalb der ehemalige SRF- und u.a. Griechenland-Korrespondent WERNER VAN GENT das Rede-Programm eröffnete: Anhand seiner jahrzehnte-langen, enormen Nahost-Erfahrung referierte er auf fesselnde und sympathische Weise zu eben diesem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch. Wir brauchen den europa-krisen-erprobten van Gent nicht mehr näher vorzustellen: Längst wissen wird, dass dessen Kommentare zur jeweiligen Lage der Nationen im Allgemeinen sowie soziologischen Aspekten und Oekonomie im Speziellen aus seinem Munde schlichtweg seriösester Recherche entspringen und intelligenter Analyse pur entsprechen!

Moderator Michael Sokoll (links) mit Shrimps-Zuechter Rafael Waber (Copyright A. Wagner)

Daniel Fiechter warf als Informatikverantwortlicher der Firma STOBAG und Dozent der Fernfachschule Schweiz zu Beginn seines Vortrags gleich die Frage in die  Runde, wer denn unter der Zuhörerschaft noch wisse, was die beiden Buchstaben „IT“ überhaupt bedeuten würden. Weshalb die richtige Antwort eines aufmerksamen Teilnehmers aus dem Publikum an dieser Stelle gleich nochmals wiederholt sei: „Informations-Technologie“ auf Deutsch, „information technology“ auf Englisch… Jedenfalls erläuterte Fiechter, weshalb heutzutage die IT-Abteilungen teilweise in herstellenden Unternehmen/Fabriken grösser seien, als deren eigentlicher Produktionsbetrieb. Obend’rein zeigte er auf, wie Informatik frühere Arbeitsplätze sowie deren Strukturen und Zeiten beinflusst hätten – und es weiterhin täten.

Den zweiten Referatsblock bestritt sodann Attila Vuran, Coach von Führungskräften, Gastdozent an diversen Universitäten und Autor mehrerer Bücher. Gespickt mit satirischen Erfahrungsberichten demonstrierte er anhand einleuchtender Grafiken und Diagramme, dass effektive und effiziente Kommunikation im Zeitalter von WhatsApp und Co. wesentlicher denn je ist.

Wogegen die Inhaberin der Agentur Milani, Britta Pukall, mittels Wissen und über die Jahre hinweg erworbener Weisheit aufzeigte, dass sachliche – ergänzt durch emotionale – Aspekte im Markt auf fruchtbarere Resultate führen. Was bedeute, dass Kreativität, Vertrauen und Kooperationen erfolgreichere Lösungen ergeben würden. „In medias res“ ging sie dabei auch gleich noch mit einer Art sanfter „Hypnose“, welche das Bewusstsein unter den Symposium-Teilnehmern aktivieren sollte.


v.l.n.r.: Angelika Leemann von Walter Blum und Partner, Claudia Thali, Neurobiologin und Nicole Huber der Hero AG (Copyright A. Wagner)

Den Abschluss dieser zweiten Runde bot der in der Region Brugg aufgewachsene Rolf Härdi als Konzernleitungsmitglied der Deutschen Bahn, indem er untermauerte, dass die Digitalisierung die Bahnindustrie generell stark verändern täte. Zerknirscht gestand er dabei auch ein paar Mal ein, dass er und seine Kollegen sich der „unhaltbaren Verspätungen“ innerhalb des deutschen Bahnnetzes längst bewusst wären und diese verstärkt auszumerzen gedächten. Seine rhetorisch etwas holprige, dafür didaktisch umso spannender vorgetragene Konklusion lautete: „Die Technologie wird die Bahn in den nächsten 5 bis 15 Jahren so verändern, wie die vergangenen 50 Jahre nicht mehr…“.

Die zweiteilige Abschlussrunde der Referate führte der sympathische und intelligente Fussballexperte und Ex-Profispieler Beni Huggel an (selbst viele Fussball-Fans sind ja der Ansicht, dass vielmehr er eines jener Millionen-Gehälter der meisten anderen Kicker zugute hätte, welche „kaum ihren eigenen Namen schreiben könnten“…) Er berichtete enorm humorvoll von seinem turbulenten Lebenslauf. Und in diesem Kontext von jeder Veränderung, welche eine grosse Chance in sich bergen täte. Unternehmer müssten das „mindset“ eines Athleten verinnerlicht haben, um erfolgreich zu agieren und ein Teamwork zum Erfolg zu führen!

Was als Metapher nahtlos zu Rafael Waber, dem CEO von SwissShrimp und Unternehmerpreis-Gewinner, mit dem Thema „Bewusstsein beeinflusst Businessmodelle“ überleitete. Nach einer Karriere in der Uhrenbranche, hatten es ihm vorab thailändische Shrimps angetan, weshalb er ein „start up“ gründete, um es mit einer Schweizer Shrimp-Zucht völlig anders und umweltfreundlich aufzuziehen. Es folgten anfänglich risikokapital-„reiche“ Jahre, in welchen er finanziell unten durch musste. Letztlich setzte sich sein Geschäftsmodell einer nachhaltigen, umweltbewussten Shrimpzucht jedoch durch: Es entstand das Bewusstsein, dass Wildfang das Oekosystem beeinflusst, extensives und intensives Farming schlechte Qualität hervorbringt und gesundheitsschädigendes Antibiotikum einsetzt…

Der frühere FCB-Spieler Beni Huggel (links) mit Shrimps-Zuechter Rafael Waber (Copyright Alexander Wagner)

Als Konklusion der integralen Veranstaltung, lässt sich die Weisheit heraus- kristallisieren, dass sich die Vergangenheit zwar nicht (mehr) ändern lässt, daraus jedoch ein Lerneffekt entstehen soll. Hingegen kann die Zukunft durch die Gegenwart beeinflusst werden, indem man im „Hier und Jetzt“ offen damit umgeht, sinnvoll richtungswechselnd und aktiv zu handeln!

 

Zwar nahmen aufgrund von Ferienabwesenheiten – in Annahme einer eintreffend vierten Welle und Auflagen von Grossunternehmen – etwas weniger Teilnehmer als in vergangenen Jahren teil. Trotzdem fanden sich über 200 respektable Teilnehmer*innen im jüngsten Schweizer FHNW Campus zu Brugg-Windisch/AG ein. Sie erhielten dabei Ein- und Ausblicke der wirklich innovativ mit neuen Ansätzen und unternehmerisch denkenden Referenten*innen und erlebten einen unterhaltsam informativen Nachmittag und Abend. Auch genossen die Gäste im Plenum sowie in Pausen und anschliessendem „Apéro riche“ sichtlich den persönlichen Austausch!

Dabei bestätigten die Teilnehmenden mehrheitlich die Wichtigkeit von physisch durchgeführten Anlässen wie dem KMU SWISS Symposium, da „die Menschen ohne persönlichen sozialen Austausch über kurz oder lang schlichtweg verkümmern würden“, so Armin Baumann als Initiant der Plattform KMU SWISS. Die digitale Welt ersetze nicht alles, aber ergänze und vereinfache vielfach die Kommunikation. „Ersetzen können diese den persönlichen Kontakt jedoch niemals“.

Armin Baumann der KMU Swiss AG eröffnet das Symposium. (Copyright A. Wagner)