Blick auf den Zürichsee

Weingut Diederik

Einen offenen Weinkeller haben wir auch im Weingut Diederik in Küsnacht angetroffen. Diederik «Didi» Michel und seine Frau Patricia führen das traditionsreiche Weingut der Familie Welti seit 2014 als Pachtbetrieb. Sie setzen ihren Stempel auf die Flaschen des vinifizierten Rebsaftes.

Schon beim Betrachten der Flaschen des Weingutes, sie kommen in Form von bauchigen Burgunder-Flaschen mit einer Etikette in zeitgenössischer Grafik daher, spürt der Weinliebhaber: hier gibt’s was Neues. Zugleich richtig und falsch ist dieser Eindruck. Beim Züricher Traditionswein Räuschling setzt Diederik Michel die Tradition des Weingutes fort. Dieser ist in der Nase und im Gaumen das, was der Kenner von dieser Rebsorte erwartet: Der Wein ist schlank, und weist seine sorten-typisch fein eingebundene Säure auf. Er erfrischt den Gaumen und führt zur Vorstellung eines warmen Sommerabends bei frisch leichter Windbrise vom Zürichsee her. Das Weingut befindet sich bekanntlich an den Ufern des Sees mit einem wunderschönen Blick auf die nahen Alpen.

Diederik’s Weine

Bei den Rotweintrauben treffen wir ebenso auf gute Zürcher Traditionen. Der Pinot Noir wird im Barrique ausgebaut, der Rosé wird auch aus Pinot Noir gekeltert. Neue Wege geht Michel bereits bei der Cuvée Blanche, die zu achtzig Prozent aus Riesling-Sylvaner stammt. Der Rest der Assemblage kann varieren, je nachdem, wie das Resultat der Ernte des Riesling-Sylvaner ausfällt. Der Verschnitt eines Riesling-Sylvaners ist eher unüblich. Er soll dem Wein zu mehr Struktur verhelfen, was im Fall des verkosteten Weines gelungen ist und das Handwerk des studierten Oenologen belohnt. Im weiteren Angebot schöpft Diederik Michel aus seinen Kenntnissen und Erfahrungen. In der Cuvée Rouge assembliert er Pinot Noir, Dornfelder, Cabernet Sauvignon und Gamaret.

Not macht bekanntlich erfinderisch

Besonderen Mut und Kreativität zeigte Michel bei der Assemblage des Plan B. Ein Wein, der aus der Not geboren wurde: Ende April 2017 fielen die Temperaturen am Zürichsee auf die Nullgrenze. Ansonsten liefert der See die nötige Wärme, damit die Reben nicht erfrieren. Aber an diesen Tagen blies eine steife Brise, die bekannte Bise, und bewirkte, den Frost an die Reben zu setzen. In dieser Auswirkung doch ein seltenes Phänomen. Das zerstörte etwa siebzig Prozent der Ernte. Michel griff zum Telefon und kaufte das fehlende Traubengut zusammen, Gamay aus der Waadt, Pinot Noir aus dem Aargau, Cabernet Dorsa und Gamaret aus anderen Orten im Kanton Zürich, Pinot Noir aus Graubünden. Das Resultat ist die Cuvée Plan B, ein interessanter, eben nicht alltäglicher Wein. Diederik Michel beweist damit, dass bei Ernteausfällen nicht einfach die Hände in die Hosentaschen und der Kopf in den Sand gesteckt werden sollen: Manchmal ergeben sich aus der Not letztlich hervorragende Lösungen. Die Begeisterung, mit welcher der Winzer und Weinbauer ans Werk geht, ist beeindruckend.