Hongkong ist berühmt für seine kantonesische Küche und die frischen Gerichte voller Aromen und unterschiedlicher Geschmacksnuancen. Abseits der Grosstadt führen aber auch Wanderwege zu kleinen Fischerdörfern mit authentischen Restaurants und Garküchen, die einige kulinarische Überraschungen zu bieten haben.

Beliebte Gerichte, die sich sofort in die Geschmacksknospen der Gäste einprägen, sind beispielsweise zart gedämpfter Fisch, gebratene Garnelen in dunkler süss-saurer Sauce sowie knusprig frittierter Tintenfisch. Diese Genusswanderungen eigenen sich für Menschen aller Fitnesslevels und führen durch unberührte Natur immer entlang der Küstenlinie.

Im ländlichen Sai Kung lässt sich auf einer Reise in die Vergangenheit die traditionelle Hakka-Küche entdecken. Für Tagesausflügler bietet die Region viele Möglichkeiten, die gegensätzlichen Facetten Hongkongs kennenzulernen. Starkoch Christian Yang erinnert sich gern an die Ausflüge in die Country Parks der Stadt, die er als Heranwachsender unternommen hat. Seine Liebe zur Natur und zum Grillen führt er auf seine prägenden Jahre als Pfadfinder zurück. „Unsere Wanderwege in Sai Kung sind hügelig, es geht dauernd rauf und runter. Kiosks waren an heissen Tagen regelrechte Lebensretter. Normalerweise hatten sie einen alten Kühlschrank mit eisgekühlten Getränken, in dem ich mir eine Limonade holen konnte. Das war meine Belohnung – und der beste Teil der Wanderung“, so erinnert sich Yang.

Auf dem Weg vom Ma Liu Shui Pier zum Sham Chung Manor freut sich Yang, einen solchen Kühlschrank zu sehen. Sofort holt er sich ein gekühltes Cream Soda raus und schaut sich die Speisekarte des Ladenbesitzers Michael Li an. Li ist ein Nachfahre der Hakkas aus dem Dorf Sham Chung und in New York aufgewachsen. Später kehrte er in das Dorf seiner Vorfahren zurück und übernahm das Sham Chung Manor, als sein Onkel vor fünf Jahren in Rente ging. Sein Cousin Jimbo Wong, der lange als Koch in Irland gearbeitet hatte, steht am Herd.

 

Von Mauritius ausgewandert

Yang, der ebenfalls von nach Mauritius ausgewanderten Hakka abstammt, geniesst glücklich ein traditionelles Hakka-Gericht aus geschmortem Schweinefleisch. Es ist typisch für diese Küche und besteht aus blanchiertem Schweinebauch mit fermentiertem Tofu. Mu-Er-Pilze und eingelegter Kohl geben dem Gericht eine knackige Note. Dazu kommen eine oder zwei rote Chilischoten, die für eine überraschende Schärfe sorgen.

Während Yang die heimatlichen Aromen geniesst, bewundert er die idyllische Landschaft: Grüne Felder, umgeben von subtropischen Wäldern und sanften Hügeln, ein Pfad schlängelt sich zwischen einigen Süss- und Salzwasser-Teichen, in denen Meerbrassen und Meeräschen gezüchtet werden. Solch ruhige ländliche Umgebungen sind in den New Territories Hongkongs.

Als Nächstes kommt ein Austernomelett mit grünen Zwiebeln und frischem Koriander auf den Tisch. Die Austern werden zusammen mit den Zwiebeln gebraten, dann gibt der Koch einige Enten- und Hühnereier dazu. Li erklärt, dass früher die Frauen am Pier Austern sammelten und sie morgens verkauften und so wurde das Austernomelett zu einem typischen Gericht. „Das können wir garantiert nicht von der Speisekarte nehmen“, lacht Li mit einem Achselzucken. „Aber wir holen die Austern mittlerweile auf dem Markt, es gibt ja keine Austernsammlerinnen mehr.