Zwischen KI und Kreislaufwirtschaft
Über 200 Vertreterinnen und Vertreter der Aargauer Wirtschaft trafen sich am 28. Oktober ’25 im Kultur & Kongresshaus Aarau zum zweiten Tech Trend Day des Hightech Zentrums Aargau (HTZ). Themenschwerpunkte: künstliche Intelligenz, Energiewende und Kreislaufwirtschaft – Treiber eines tiefgreifenden technologischen Wandels.
Landammann und Regierungsrat Dieter Egli betonte in seinem Grusswort die Bedeutung von Innovationskraft und stabilen Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons.
Und Marcus Morstein, Technologie-Experte des Hightech Zentrum Aargau (HTZ) und Mitorganisator der Veranstaltung hob hervor, dass der Anlass Aargauer Unternehmen Orientierung zu künftigen Technologiefeldern bieten solle.

Vom Teilchen zum Ganzen
Prof. Dr. Hans-Peter Beck (CERN/Uni Bern) erteilte faszinierende Einblicke in die Elementarteilchenphysik – vom Urknall über die Entstehung von Galaxien bis zu den Kräften, die unser Universum zusammenhalten. Stichworte dazu lauten BingBang, Inflation, Form der First Galaxies und Stars sowie die Expansion des Universums, welche zu beschleunigen beginne.
Beck beschloss seine turbo-schnell fesselnde Präsentation mit der Erkenntnis, dass sich das Standardmodell der Physik zwar – allerdings ohne experimentelle Ergebnisse zur komplexen Gravitationskraft (!) – präzise vermessen lasse und „auf ein T-Shirt passe“. Grundlegende Symmetrien, Quantenmechanik und spezielle Relativitätstheorie würden ausreichen, die Dynamik der Elementarteilchen zu verstehen, welche die Bausteine des Universums bilden. Im Übrigen entspreche Teilchenphysik gleichermassen auch der Kosmologie.
Leichtbau – wie die Raumfahrt die Industrie verändert
Tobias Gerngross, Senior Manager Global Testing Beyond Gravity (ex-RUAG), setzte sich mit den führenden Unternehmen der Welt auseinander und zeigte auf, wie Leichtbau und Miniaturisierung die Raumfahrt revolutionieren: Bislang sprach man in diesem Kontext von grossen Trägerraketen, die nun im Sinne eines neuen Marktes auf Kompakt-Grösse getrimmt werden. Hierzu werden Satelliten à 30-50 Stück mit „Dispenser-Raketen“ in den Orbit katapultiert. Interessant ein Vergleich der Raketenstart-Kosten 1981 mit 85’000 Dollar pro Kilo, gegenüber 2025 zu 100 Dollars/Kilo!
Die Zukunft der Luftfahrt
Program Manager Zero Emission Aviation der KLM Jolanda Stevens erläuterte: „Als Teil eines Systemwechsels bedeutet Technologie z.B. Wasserstoff-Verbrennung anstelle konventioneller Batterien“. Hierfür gelangt selbstredend die Nutzlast im Transportwesen hinsichtlich Fracht- und Passagiergewicht zum Zug. Relevant dabei Herausforderungen für die Null-Emissions-Luftfahrt wie Elektro-Batterie-Hybrid-Technologie (prognostizierte Energiedichte von 400 Wh/kg im Jahr 2025 auf Ebene des Gesamtpakets), Infrastruktur der Flughäfen, Bodenoperationen, Sicherheit & Regulierungen (thermisches Steuerungssystem auch für Leistung), usw..
Autonom elektrisch – die Zukunft der Logistik
Björn Lindner, Leiter Innovation Planzer Transport AG, berichtete über eine Logistik, welche sich auf autonome und elektrische Fahrzeuge mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Effizienz stützt: Stichworte Robotik, Chips und Antriebstechnologien.

Mobile Roboter als Arbeitskollegen
Prof. Dr. Roland Siegwart (ETH Zürich), Institut für Robotik & intelligente Systeme zeigte auf, wie autonome Laufroboter wie ANYmal und lernfähige Drohnen neue Einsatzfelder eröffnen. Voraussetzungen dazu bilden u.a.
- „Weiche“ Interaktion mit Umgebung des ultimativen Vierbein-Roboters
- „Wie Robs Laufen lernen“ per Simulation, wie es sich am besten Bewegen lässt
- Drohnen auf Basis amerikanischer Gebärdensprache „vom Quadcopter zum Langzeitflug, der wie ein Heilikopter fliegt“
- Nächste Drohnengeneration ist omnidirektional und interaktiv mit Ziel der frei wählbaren Orientierung und Flugrichtung
- Visuelle Navigation mittels Wahrnehmung, Kartographierung und Wegplanung (Lokalisierung, 3D Rekonstruktion, Bewegungssteuerung)
- Ein Roboter für Inspektion, Unterhalt, Landwirtschaft und Bauwesen
Chips für die Zukunft – AI, Robotic & Quanten Computing
Business Director CH Marc Stampfli der NVIDIA Schweiz skizzierte die Zukunft von KI, Robotik und Quantencomputing – eine Industrie von globaler Billionen-Dollar-Dimension (aktueller Börsenwert Nvidia 4’550 Milliarden Dollar). Anwendungsbeispiele: In Fabriken, Wissenschaft, Health Care, Produktion, physischer KI, selbst-navigierenden Autos/Busse/Cars und Transporter sowie „ChatGPT-Momente von und für humanoide Roboter stehen vor Verwirklichung.“
Elektromotoren – mit Axialfluss & neuen Fertigungstechnologien zum Antrieb der Zukunft
CEO Thomas Stäuble der SWD, dem Aargauer Motorkomponenten-Hersteller für Stator- und Rotortechnik in Densbüren, demonstrierte Axialfluss-Elektromotoren und modulare Fertigungszellen als „Production as a Service“-Modell: „Gehäuse, Kupferspule mit durchfliessend magnetischen Feldlinien, Leistung und Drehmoment werden von Länge des Motors beschränkt. Weshalb unser Axial Flux Motor nur 15-45 Kilo Gewicht und dank querverbautem Elektromagnet ein hohes Drehmoment ausweist.“
Kreislaufwirtschaft
Prof. Dr. Tobias Stucki der Berner Fachhochschule BFH, Institut Sustainable Business, stellte fest, dass bereits jedes vierte Aargauer KMU strategisch in der Kreislaufwirtschaft verankert ist. „Unser Kreislauf-Monitoring ergibt sich mit Effizienz-Logistik, Produktion und Nutzung der Produkte, per Verlangsamung sowie Schliessung und damit Vermeidung von Giftstoffen dank NIKIN, das aus recycelten Materialien wie Baumwolle entsteht.“

CO2-arme Produktion – Kreislauffähig mineralische Gebäude-Isolation
Damian Gort, GL des St. Galler Baustoffherstellers Flumroc AG, präsentierte mit der „cradle to cradle“-zertifizierten Steinwolle FUTURO ein Paradebeispiel für CO₂-arme, wiederverwertbare Baustoffe. „Steinwolle wirkt bei Bauten aller Art gleichermassen effizient, effektiv und ökologisch für Wärme-Dämmung sowie Schutz von Brand und Schall eingesetzt. Hierzu ersetzte unsere Unternehmung vorgängige Kupolöfen durch den weltgrössten Elektroschmelzofen für Steinwolle.“ Im Vergleich mit bislang gängigen Dämmprodukten weise Flumroc-Steinwolle wesentlich bessere Isolations-Werte auf.
Fazit
Der 2. Tech Trend Day bot 2025 einen konzentrierten Überblick über aktuelle und kommende Innovationen aus Forschung und Industrie. Für Marcus Morstein steht fest: «Das durchwegs positive Echo zeigt, dass wir mit diesem Format den Puls der Zeit treffen.»
























