Kürzlich brachte eingangs vermerkte Tagung Pioniere, Visionäre und Macher aus Forschung, Industrie und Start-up-Szene zusammen und startete mit der Keynote von Nationalrat Jürg Grossen: „Der Weg hin zur CO2-neutralen, eigenständig mit erneuerbaren Energien versorgten Schweiz.“
Während des integralen Tages führte der Energy Startup Day diesen zukunftsgerichteten Dialog weiter. Dieser kombinierte die innovativsten Energie- und Cleantech-Startups mit Industrie, Staat und Investoren zu einem Katalysator für mutige Kooperationen, visonäre Technologien und nachhaltige Investitionen in die klimapositive Schweiz von morgen.
Im Fokus standen konkrete Lösungsansätze, technologische Innovationen und politische Perspektiven für nachhaltige Energieversorgung der Schweiz: Im Zentrum standen praxisnahe, spannende Themen wie Power-to-X, grüne Wasserstoffwirtschaft und saisonale Anwendungsbeispiele zur Energiespeicherung wie SeasON. Selbst vermeintlich futuristische Konzepte wie etwa Metalle als Energiespeicher gewinnen mit aktuellen Erkenntnissen an Realisierbarkeit.
Zukunft entstünde dort, wo mutige Ideen auf fundiert umsetzbare Strategien treffen. Ob Stichworte wie Alpinsolar als zusätzlicher Beitrag zur Stromversorgung, Windkraft am Grenchenberg oder Startups mit disruptiven Ansätzen – diese Tagung zeigte inspirierte, vernetzte und konkrete Schritte in die klimapositive Zukunft auf.

Der Parteipräsident der GLP liess im Eröffnungsvortrag zur Roadmap Grossen verlauten: „“Dank des erfolgreichen Ausbaus erneuerbarer Energien – insbesondere unserem „dreamteam“ Wasserkraft und Solarenergie – , befindet sich die Umsetzung der Energiestrategie auf besserem Weg, als überwiegend behauptet. Dennoch stehen zentrale Herausforderungen bevor wie die Sicherung der Stromversorgung im Winter, dem Überschuss im Sommer, der effizienten Integration von Solarstrom und Elektromobilität ins Stromsystem und ob die Zukunft ohne Atomkraft allenfalls als realistisch beurteilt werden kann.““ Grossen führte mit aufschlussreich statistischen Zahlen aus, dass der CH-Stromverbrauch trotz Bevölkerungswachstum von 1,5 Mio. durch Migration, der Elektrifizierung von 200’000 E-Autos sowie 500’000 Wärmepumpen und Datacentern seit 2015 effektiv sinken würde. Und der Verbrauch trotz Änderung im Energiemix weiterhin falle. Und 2024 habe mit 81 TWh gar eine Allzeit-Rekordproduktion von Strom in der Schweiz stattgefunden!
Mit Patrick Stadelmann der Siemens Energy AG folgte das zweite Referat zum Thema Power-to-X im Überblick anhand von Praxisbeispielen. Wasserstoff und dessen Derivate würden eine zentrale Rolle in der Transformation des Energiesystems spielen. Und zwar „sowohl als Energieträger, Speicherlösung wie ebenso Rohstoff zu industriellen Anwendungen“. Sein Vortrag bot praxisnahen Einblick in aktuelle Entwicklungen entlang der Wasserstoff-Wertschätzungskette; von der Erzeugung über die Umwandlung in synthetische Energieträger bis hin zu konkreter Nutzung. Mit Projektbeispielen aus der Praxis wurde demonstriert, wie Power-to-X-Technologien umgesetzt werden und was sie zur Dekarbonisierung industrieller Prozesse zu leisten imstande sind.

Als Intermezzo wurde hier für Interessierte anstelle der Kaffeepause der Startup-Pitch-Block A mit ZEHN jeweils während 3 Minuten auf Englisch präsentierenden Neu-Firmen eingesetzt; diese konnten von den Teilnehmenden unmittelbar nach jedem Kurzreferat elektronisch bewertet werden und es befanden sich überwiegend durchaus spannende Ideen zum Tagungsthema darunter. Zumal später auch noch die Startup-Pitch-Blocks B mit je 15 und C mit 9 Firmen folgten, würde es an dieser Stelle jedoch zu weit führen, diese alle aufzuführen (der Autor dankt für’s Verständnis)…
Das dritte Referat zu Metallen als Energiespeicher – vom Raketenbrennstoff zur Wohnraum-Heizung – wurde von Dr. Michel Haller der Ostschweizer Fachhochschule OST bestritten. Um die Diskrepanz zwischen Produktion und Bedarf auszugleichen, müssten Wind- und Solarstrom mit zuverlässigen Speicherlösungen ergänzt werden. Für den Tag/Nacht-Ausgleich bis zu einer Woche würden dies Pumpspeicher, Batterien und Wärmespeicher übernehmen. Allerdings habe sich zwecks Überwindung dezentral saisonaler Energiespeicherung und den Transport über lange Distanzen hinweg noch keine Technik etabliert. Als chemische Energiespeicher mit höchster Energiedichte hätten sich von bisherigen Optionen die Metalle gezeigt; entsprechend innovative Metal-to-Energy-Konzepte stünden in den Startlöchern: „“An der OST wird derzeit ein Prototyp „Alu-to-Energy“ mit 4 kW Leistung für thermische und elektrische Energie getestet.““

Im Anschluss daran referierte Marc Lüthi, Matica AG zu SeasON – dem revolutionären Langzeitenergiespeicher: „Unsere Antwort auf Energy Waste. Im Sommer zu Spitzenzeiten produziert, müssen überschüssige PV-Energie heute künstlich vernichtet und ganze Windparks zu Spitzenzeiten abgeschaltet werden.“ Der Game-Changer liege darin, dass SeasON eine Sorptionswärmepumpe aus Basis von Natronlauge sei, was thermischen Speicher mit Langzeitspeichertechnologie auszeichne. Zur Batterie: Das Potenzial der Sonnenenergie könne beliebig lange gespeichert und vom Sommer in den Winter transferiert werden. So würden obend’rein Stromkosten planbar und günstiger. Ergo Unterstützung für Netzstabilität.
Wie bereits oben erwähnt, wurde hier Startup Pitch-Block B eingeflochten. Und nach reichhaltigem Mittagessen ging’s weiter mit…
…Windkraft Grenchen, vorgetragen von Pascal Kocher der SWG. „Auf dem Grenchenberg stärkt diese einheimisch erneuerbare Energieversorgung und liefert jährlich rund 30 GWh Strom, was zwei Drittel des lokalen Bedarfs abdeckt. Mit breit verankerter Unterstützung und genehmigter Planung soll der Windpark bis 2027 realisiert werden. Selbstredend stossen wir dabei auch auf Hindernisse hinsichtlich Bewilligungsverfahren, anspruchsvoller Auflagen oder widerstreitender Interessen…“. Dessen Umsetzung verlange Ausdauer, Koordination und Gespür für Gruppen-Dynamik und Timing. Die technischen Planungen, Umweltabklärungen sowie der Dialog mit Behörden, Umweltverbänden und der Bevölkerung erfordere nebst technischem Know-how ebenso kommunikatives Geschick.

Sodann war Dr. Patrick Sudan der Gruyère Hydrogen Power SA zur Thematik Grüner Wasserstoff im industriellen Umfeld d’ran: „Im Industriegebiet von Bulle wurde eine Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff gebaut.“ Er beantwortete die Fragestellungen: „Ist diese Partnerschaft zweier lokaler Industrieunternehmen sinnvoll? Worin bestehen die Herausforderungen der Energiewende? Welche technischen, administrativen und finanziellen Herausforderungen gibt es? Könnte das Projekt ein Vorbild für andere Standorte in der Schweiz werden?“
Vor dem dritten Startup-Pitch-Block C (siehe oben!) folgte das Referat von Oliver Hugi der Axpo Solutions AG mit Aufhänger Alpinsolar, wichtiger Eckpfeiler der CH-Energiezukunft: „Bereits heute ist die Schweiz im Winter Nettoimporteur von Strom aus dem Ausland.“ Mit dem Wegfall der nuklearen Energieerzeugung in nächsten Jahrzehnten würde der Mangel an Winterstrom weiter steigen. Am Beispiel des 8MW Pionierprojektes NalpSolar-Projektes erläuterte er, wie Alpinsolar dabei unterstützen kann, die Winterstromlücke zu schliessen.
Startup Pitch-Block C (siehe oben!), gefolgt von den letzten zwei Referaten der Tagung:
Cyber Sicherheit bei CH-Unternehmen, vorgetragen von Roberto Bortoli der ALPHASIM GmbH: „Bekanntlich blockieren Cyberangriffe das gesamte Unternehmen, verursachen Umsatzverluste und strapazieren das Vertrauen der Kunden. Aber warum sind CH-Unternehmen bei Hackern beliebt?“ In Unternehmen würden täglich eine Vielzahl von sensiblen Daten, darunter Kundendaten, Partner- und Lieferantenverträge, Sozialangaben von Mitarbeitenden, teilweise sogar Passkopien gespeichert. „Mithin eine hochinteressante Beute für Kriminelle. Weshalb sind solche Angriffe erfolgreich und wie lauten deren Folgen?“ Anhand echter Fälle erklärte Bortoli das Ökosystem der Cyberkriminellen und die daraus resultierende Gefahr für Schweizer Unternehmen und deren Mitarbeitende.

Bei der Thematik Effizienzpotenziale mit KI aufdecken gelangte zuletzt Dr. Marina Gonzalez Vaya ins Spiel: „Zwar biete der Ersatz fossiler Heizsysteme durch Wärmepumpen ein erhebliches Effizienzpotenzial.“ Allerdings wären Wärmepumpen in der Praxis jedoch häufig sub-optimal konfiguriert, was zu weniger effizientem Betrieb führe. Hierzu könne der EKZ Energieassistent auf Basis von Smart-Meter-Daten Wärmepumpen identifizieren, bei welchen Optimierungspotenzial besteht – und dies ohne zusätzliche Messtechnik.
Unmittelbar daran anschliessend wurden feierlich die Gewinner der Startup Pitches verkündet und die Preise dafür verteilt.
Nach kurzem Résumé des Tages pflegten die Teilnehmenden beim Apéro ihr Netzwerk und/oder besuchten nochmals die Stände der Ausstellenden, welche vielfach von den Startup-Firmen eingerichtet worden waren.
KONKLUSION: Ein rundum aufschlussreicher Tag mit spannenden und nicht zuletzt sinnvoll wissensergänzenden Themen!




















