Am Jahresanlass des HTZ, der im kultur & kongresshaus aarau stattgefunden hat, gergrüsste Geschäftsführer Martin A. Bopp das Publikum.
Am Jahresanlass des HTZ, der im kultur & kongresshaus aarau stattgefunden hat, gergrüsste Geschäftsführer Martin A. Bopp das Publikum.

Der 12. Jahresanlass des Hightech Zentrums Aargau (HTZ) stand ganz im Zeichen der Innovationsförderung. 165 neue Förderprojekte hatten die HTZ-Expertinnen und -Experten 2024 in Zusammenarbeit mit Hochschulen gestartet. Drei Innovationen wurden dem interessierten Publikum in Aarau am Jahresanlass vorgestellt.

Das Bedürfnis von hiesigen Unternehmen am Wissens- und Technologietransfer von den Hochschulen in die Wirtschaft ist ungebrochen. Darauf deutet die erfreuliche Tatsache hin, dass es dem HTZ für seine Innovationsförderung gelungen ist, 2024 externe Mittel im Umfang von 9.2 Mio. Franken einzuwerben – 1 Mio. Fr. mehr als im Vorjahr. Davon profitieren grossmehrheitlich Aargauer KMU. Das HTZ und die für die Förderprojekte vermittelten Fachhochschulen bzw. Universitäten befähigen sie, Erkenntnisse aus der Forschungs- und Entwicklungsarbeit in marktfähige Prozesse, Dienstleistungen oder Produkte zu integrieren.

Am Jahresanlass des HTZ, der im kultur & kongresshaus aarau stattgefunden hat,
machte Geschäftsführer Martin A. Bopp aber auch auf die aktuellen Sparmassnahmen des Bundes aufmerksam, von der die Innovationsförderung betroffen ist: «Dies ist keine gute Entwicklung, gerade in einer Zeit, in der Unternehmen durch die Weltpolitik noch mehr unter Druck kommen werden.» Bopp rief alle Politikerinnen und Politiker dazu auf, sich bei den Beratungen des Entlastungspakets 27 für die Förderprogramme einzusetzen.

 

Innovations-Weltmeister

Dass die Schweiz den Innovations-Weltmeistertitel trägt und wird behalten können, ist für Verwaltungsratspräsident Peter Gehler keine Selbstverständlichkeit. Neben einem unkomplizierten Umfeld brauche es grenzüberschreitende Netzwerke. Der Druck auf Schweizer Unternehmen, Teile ihrer Produktion und ihrer Forschung auf die andere Seite des Atlantiks zu verschieben, sei enorm, sagte Gehler am Jahresanlass. «Es liegt an uns, in diesem Land weiterhin Bedingungen zu schaffen, die solchem Druck entgegenwirken.»

Das niederschwelligste Förderinstrument des HTZ ist die Machbarkeitsstudie. Rund 40 solcher Abklärungen durch Hochschulen werden jährlich gemacht. Neu ist die Anzahl Studien pro Unternehmen nicht mehr begrenzt, dafür liegt die Kostenobergrenze pro Studie neu bei 40’000 Fr. «Dadurch können Unternehmen länger von diesem Instrument profitieren», begründete Martin Bopp die Änderung, die auch dem verstärkten Fokus auf bestehende Kunden entspricht. Deren systematische Betreuung soll mit einem neuen IT-Tool sichergestellt werden, das momentan in Betrieb genommen wird. Nach dem Grusswort von Regierungsrat Dieter Egli, Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres des Kantons Aargau, gehörte die Bühne drei Unternehmensvertretern und «ihren» Experten. Sie gaben den rund 200 anwesenden Gästen einen konkreten Einblick in erfolgreiche Förderprojekte.

Günstigere Navigations-Tags bei Knie-OPs

Das Brugger Medtech-Unternehmen Naviswiss suchte eine Lösung, um die Herstellkosten eines Verbrauchsmaterials zu reduzieren: sogenannte Tags, die bei Hüftgelenks- oder Knie-Operationen am Skelett der Patientin bzw. des Patienten angebracht und nach einem Eingriff entsorgt werden. Diese Tags dienen als Orientierungspunkte für Kameras von Navigationssystemen, die Chirurginnen und Chirurgen vermehrt einsetzen. In einer vom HTZ finanzierten Machbarkeitsstudie untersuchte das Institut für Kunststofftechnik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW als Projektpartner verschiedene Material- und Herstellalternativen. Mit Erfolg: Es entstand ein neues Produkt, und die Kosteneinsparungen übertrafen sogar die Erwartungen.

 

Neue Abschalungselemente

Innovation ist nicht nur in der Medizinaltechnik gefragt, sondern auch auf dem Bau: Die Profilsager AG in Dürrenäsch entwickelte mithilfe des Baulabors der FHNW in Muttenz ein neuartiges Abschalungselement mit Bewehrungsdurchdringung. Es besteht aus einem mehrteiligen Kunststoffprofil sowie aus einem Glasgewebe-Netz samt Stützgitter und Stahlarmierung. Ziel war, dem Baumeister die Arbeit zu erleichtern und gleichzeitig die Funktion und Sicherheit der gegossenen Betondecke zu gewährleisten. Die Entwicklung ist gelungen: Das Element schwächt aus statischer Sicht die Arbeitsfuge nicht, sondern verstärkt sie sogar lokal. Die Machbarkeitsstudie des HTZ ermöglichte also nicht nur eine Produktneuheit, sondern auch den Nachweis der Funktionalität in Theorie und Praxis.

 

Was mit Bierhefe alles möglich ist

Bier schliesslich war am Jahresanlass schon vor dem Apéro ein Thema – bzw. die überschüssige Hefe aus der Bierproduktion. Das Start-up Yeastup AG mit Sitz im Technopark Aargau in Brugg hat zum Ziel, Inhaltsstoffe aus dieser Hefe im industriellen Massstab zu nutzen, um sie in den Lebensmittelkreislauf zurückzuführen. Darin enthaltene Proteine könnten für Fleischersatzprodukte verwendet werden, Ballaststoffe werden angesichts des steigenden Gesundheitsbewusstseins verstärkt nachgefragt.

Das Extraktionsverfahren wird bereits seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Institut für Chemie und Bioanalytik der Hochschule für Life Science FHNW entwickelt und verfeinert. Aktuell ist das Ziel, die Pilotprodukte in grösseren Mengen herzustellen. Für den Markteintritt konnte Yeastup 2024 die Produktionsstätte eines Milchverarbeiters übernehmen. Das HTZ wird das innovative Start-up mit seinem kreislaufwirtschaftlichen Ansatz weiter begleiten.