Herby, Gertrude & Peter G.
Autor von "Geschichten&Gekochtes" mit Frau Schertrüde und Korrespondent Peter Gysling (z.B. "Seidenstrasse" auf SRF) als Präsentator von links nach rechts (Foto Manuela Willimann)

Früh-jugendlicher Prominentenkoch, Showmaster-Wirt, Kunstmaler, Gastro-Berater und –Kolumnist: Die Gastronomie bildet bis und noch heute des Hubers Passion! Zwar gab er zusammen mit seiner treuliebenden Frau Gertrud nach 25 Jahren aktivem Wirten 1992 als Gastgeber den „Tanz mit der Gastronomie“ – so der Untertitel des Buches – auf… 

…und verlegte sich mit den Anfangsschwierigkeiten eines jeden Umsteigers auf das Verfassen von Kolumnen im damaligen Gastro-Magazin „Salz&Pfeffer“ von Hansdampf in allen Gassen, Daniel Eggli selig; sowie auf kleine Beratungsmandate innerhalb der Dienstleistungsbranche mit dem Gast. Es folgte quasi „naturgemäss“, was folgen musste: So will doch früher oder später ein jeder Publizist seine Gedankengänge ausführlicher im Rahmen eines Buches veröffentlicht sehen. Auf der anderen Seite kann sich jeder geneigte „Bücherwurm“ seit ein paar Jahren nicht mehr des Eindrucks erwehren, dass bald ein/e Jede/r die „Memoiren einer/s Unbekannten“ verfasst. Allerdings hätte man damit unserem Protagonisten bereits damals Unrecht erwiesen, ihm das uralte Bonmot „Schuster bleib’ bei Deinen Leisten“ als wohlmeinenden Ratschlag zu erteilen. Denn immerhin gab der fleissige Autor schon 2005 sein erstes Buch mit Namen „Virus Gastgewerbe“ beim Brunner Verlag in Kriens heraus. Ein zweites folgte sodann 10 Jahre später, mithin 2015 mit dem Titel „Guets vo hie – Nidwalden“ in Kooperation mit Urs Emmenegger nach. Für das eingangs vermerkte, m. E. bislang aus unterschiedlichsten Gründen beste Werk, liess sich Huber jedoch diesmal nurmehr gute 2 Jahre Zeit zu Recherche und Schreibarbeit.

Buch-Vernissage G&G
Gäste an Buchvernissage von neulich zu „Geschichten&Gekochtes – Tanz mit der Gastronomie“ (Foto M. Willimann)

Der markige Inhalt von „Geschichten & Gekochtes“

Da finden sich vorweg kurze, prägnante, mit Humor und Satire gespickte Sätze, welche vor schierem Wortwitz nur so sprühen und schlichtweg begeistern! Wenn Herbert H. schreibt, dass „Mama ihren einzigen Herbertli schon als Schiffkoch irgendwo in einem fremden Hafen versimpeln sah“, „Die berühmte Madame Pompadour (aus Porzellan) mit mir stolperte, das Halbgefrorene samt Garnitur in Richtung Gäste rutschte, die meine Flugübung hochinteressiert und mit immer grösser werdenden Augen mitverfolgten“, „Kochdienst bei einem Filmstar wie ein Pikettdienst beim TCS ist: Allzeit bereit“ sowie „Noch war der Goldgehalt des Goldenen Kreuzes ernüchternd“, dann ist solches immer wieder durchtränkt von umwerfender Situations-Komik!

Den Lesefluss ungemein auflockernd sind aber ebenso Passagen wie „Die Geranien im Gärtli gediehen prächtig, denn die Aepfel fallen bekanntlich nicht weit vom Pferd“… oder „Auch Ihre Durchlaucht Prinzessin Elisabeth von Hohenlohe schlief bei uns den Kater eines opulenten nächtlichen Bankettes aus“; „Bei meinen abendlichen Höflichkeitsbesuchen tat mir Monseigneur Rainier leid, weil er offensichtlich zu schrumpfen begann“; „Digitale Frust-Abregungsportale gab es noch nicht“, und „Allerdings trug die juristische Person jetzt wieder Kochhosen…“

Auch kreiert der Autor darin oftmals selbst treffende Wortschöpfungen bei Adjektiven à la „lindengrüngoldene“ Einrichtung, bloss um nebenher dem Edelbetrieb LINDE Stans als fünf-jährig letztem Wirkungskreis seiner „Schertrüde“ (Wortschöpfung aus „chère Trude“) und ihm in der Gastgeber-Rolle gebührend Referenz zu erweisen. Ueberhaupt stellt dessen zündende Wortwahl wiederholt unter Beweis, dass er als Schriftsteller noch einer der nachgerade aussterbenden Redaktoren ist, welcher pfiffige Verben anstelle des trivialen Unwortes „machen“ einzusetzen versteht! Letzteres kommt zwar m.E. im Laufe des Werkes dennoch ein paar Mal zu viel vor, kann angesichts der hohen Qualität von Hubers Schreibstil jedoch grosszügig vernachlässigt werden.

Zwischendurch wird die enorm leichtfüssig daher kommende, süffig umgesetzte Lektüre oftmals mit Querverweisen auf in ehemaligen Zeitepochen politisch, wirtschaftspolitisch und kulturell in der Weltgeschichte spezifisch stattgefundene Ereignisse angereichert. Des Weiteren werden vorerst so quasi beiläufig „Leute mit Namen“, sprich von Prominenten eingestreut, nur um deren charakterliche Eigenheiten dann etwas weiter hinten im Buch gebührend und ausführlich als Wegbereiter und –begleiter zu ehren. Als da wären: die berühmte Filmschauspielerin Elizabeth Taylor, von welcher Huber bereits in jungen Jahren aus dem Hotel Palace in Gstaad als Privatkoch abgeworben wurde – und bei ihr nacheinander deren Männer David Niven, Glenn Ford und Eddie Fisher begrüssen durfte… Fürst Rainier von Monaco hätte sich bei einem renommierten Berner Arzt einer Frischzellenkur unterzogen und dabei im „Goldenen Kreuz“ in Gerzensee/BE eine knappe 400-Gramm-Diät einzuhalten gehabt. Als dieser jedoch eines Tages von Herbert bei „gar eigentümlichem Käsegeruch“ (Zitat HH) im Zimmer erwischt wurde, alle guten Vorsätze über Bord warf und mit unserem Gastronomen den Abend bei „Emmentaler“ und edlem Wein feierte…

Sodann die holländische Königin Juliana sowie eine Delegation des thailändischen Königshauses, Bundesräte wie Nello Celio, die GSG 9, Louis Armstrong, Marlene Dietrich, Fürstin Gracia, Richard Nixon sowie Gemini- und Apollo-Astronaut Thomas Stafford – just to name a few!

Hans Graber, Redaktor „Zentralschweiz am Sonntag“…

…sei hier abschliessend auch noch kurz erwähnt. Und zwar im Kontext mit dessen jeweils temporärer Gehässigkeit, wenn einer von Herbie’s Texten ihn vor gewisse Rätsel stellte und ausserdem in der Meinung bestätigte, dass Köche keine alltagstauglichen Rezepte schreiben können. Ein weiterer, wenngleich marginaler Beweis dazu wird in vorliegender Neuerscheinung nämlich auch noch erbracht, wenn im Rezept zu „Felchenfilets en papilotte“ die auf dem Foto rechts daneben deutlich zu erkennenden Koriander-Kügelchen durch Abwesenheit glänzen. Nun, „nobody is perfect, but truly very well done, dear Herby!“…

Hacktätschli mit Häbistock
„Hacktätschli à la Schertrüde“ als ein Rezept aus „Geschichten&Gekochtes“ (Foto Manuela Willimann)

Geschichten & Gekochtes, Tanz mit der Gastronomie, CHF 39.-, copyright 2018, 16,4 x 23,5 cm, Hardcover, gebunden, 232 Seiten mit 68 Abbildungen, ISBN 978-3-85932-911-9, Werd&WeberVerlag AG, Gwattstr. 144, 3645 Thun/Gwatt, www.werdverlag.ch