Panorama der weit ausladenden Rebberge der Tsiakkas Winery Zyperns

Schon seit ein paar Jahren erleben Zyperns alte Rebsorten abseits des Mainstream eine wahre Renaissance. Für diese steht in der Schweiz nach wie vor Bernhard Furler mit seiner Weinhandlung „Paphos Weine“, der als Pionier die einst vergessene Weinregion und deren autochthone Schätze wiederentdeckte. International für Aufsehen sorgt hier eine Winzerelite, welche sich hier in jüngeren Jahren etabliert hat.

Wie während der 1990-er-Jahre ebenso in der Schweiz, hatte die alte Winzer-Generation auch dort auf Masse statt Klasse gesetzt, weshalb der Untergang ihrer Weinwirtschaft unvermeidlich war. Aber eine Krise bietet stets eine reelle Chance zur Neuorientierung, weshalb jüngere, initiativere und besser ausgebildete Weinbauern diese auch auf Zypern dazu genutzt haben, seither kompromisslos auf Qualität zu setzen. Dazu gehört mit die Rückbesinnung auf einheimische, mehrheitlich autochthone Rebsorten, welche sich problemlos an das Terroir westlicher und südlicher Ausläufer des Troodos-Gebirges anpassen lassen. Seine kargen, teilweise vulkanischen, andererseits kalkdominierten Böden sowie trocken-heisse Sommermonate waren geradezu ideal für einen Neustart. In diesem Zusammenhang existieren die Weissreben Xynisteri, Promara oder Spourtiko und die roten Sorten Mavro, Maratheftiko oder Yiannoudi ausschliesslich auf Zypern!

Für Weine aus Zypern spricht ausserdem, dass die weltweit gefürchtete Reblaus es bis heute nie in diesen abgelegenen Winkel Europas geschafft hat. Die zypriotischen Rebstöcke sind deshalb wurzelecht und gedeihen bis in für europäische Verhältnisse rekordverdächtige 1500 Höhenmeter mit über 25 autochthonen Rebsorten prächtig. Chefredaktor Thomas Vaterlaus von VINUM: „Hier bestehen sowohl ein einzigartiges Terroir, als auch eine önologisch vielfältige Reblandschaft. Weitgehend ohne notwendige Bewässerung und/oder chemische Pflanzenschutzmittel kommen die kleinen Rebberge im kargen Buschland aus und bilden ein optimales Oekosystem.

Des Weiteren wachsen die Reben ungepfropft – mithin mit ihren Originalwurzeln im hellen Kalkstein – was einen entscheidenden Qualitätsvorteil bringt.“

Um an dieser Stelle auch noch Dr. Rudolf Trefzer von SRF 1 zu zitieren, „gehören die trockenen, fruchtig-frischen Weissweine aus der autochthonen Xynisteri-Traube der zypriotischen Spitzenwinzer mit finessenreicher Aromatik und moderatem Alkoholgehalt zu den vielversprechendsten Entdeckungen der letzten Jahre. Sie bestechen mit Zitrus- und Kräuternoten, deren Sensorik ist aber ebenso geprägt von exotischen Früchten und floralen Anklängen sowie einer lebhaft und harmonisch ausbalancierten Säure.“

Auf nur 180 Hektar werden hier ausserdem Rotweine aus ebenso autochthonen Maratheftiko-Trauben bei niedrigen Erträgen von rund 1500 Litern pro Hektar angebaut. Da die Rebensorte als schwierig und eigenwillig gilt, ist bei den Rebstöcken ausschliesslich Handarbeit angesagt. Obend’rein bedürfen die Trauben einer zeitaufwändig sorgfältigen Selektion auf dem Lesetisch. Lediglich auf diese Art und Weise bringt diese rare Sorte vorab in Höhenlagen erwähnten Troodos-Gebirges aussergewöhnliche und vielschichtige Rotweine hervor, welche von Wein-Experten in ihrer Struktur anerkennend mit Cabernet Sauvignon aus dem Bordelais und im Geschmack mit Syrah der nördlichen Rhône verglichen werden…

Bei diesen bewirken fundiert önologisches Fachwissen, gepaart mit grösster Leidenschaft unter Anwendung zeitgemässester Ausrüstung nicht nur bei den Maratheftiko-Weinen ein Potenzial von mindestens 5 bis 10 Jahren Reifezeit!

Aus der autochthonen Yiannoudi-Traube wird der noch rarere zypriotische Rotwein gewonnen. Vor rund 20 Jahren wurde diese von einem Weinbauern namens Yiannis in seinem Weingarten wiederentdeckt. Deren Entwicklung ist dem Grandseigneur des zypriotischen Weinbaus, Akis Zambartas (2016 verstorben), zu verdanken.

Er legte als ausgewiesener Fachmann und Wein-Legende eigentliche Pflanzschulen für einheimisch-autochthone Sorten an. Wenn die Yiannoudi-Traube in passend pedoklimatischen Bedingungen reift, liegt ihr ein starkes Alterungspotential zugrunde. Reich an Tanninen, weist dieser Rotwein einen mittleren bis hohen Säuregehalt mit tiefer Farbe aus mittelgrossen Beeren mit Aromen von Früchten sowie Büschen zyprischer Natur auf. Und selbstredend ist auch ein „touch of wood“ aus den Eichenfässern geschmacklich spürbar.

In der Beurteilung von Sommeliers gelten Yannoudi-Weine oft als „elegant und geschmeidig“, Maratheftiko-Weine hingegen als „kantig und charaktervoll“.

Nunmehr schon seit Jahren sind des Landes Topwinzer daran, das Potenzial dieser und alternativ heimischer Rebsorten zu kultivieren: Sortenrein oder als Assemblages – teilweise auch in Kombination mit international vinifizierten Traubensäften gekeltert – vermögen ihre vergorenen Traubensäfte zu überzeugen und brauchen selbst international keine Konkurrenz zu scheuen!

Degustations-Notizen des Autors zu einigen Jahrgangs-Abfüllungen:

  • Tsiakkas Xynisteri 2019: 12,5% alc., fruchtiger Sommer-Weisswein, zitronengelbe Farbe, Grapefruit & Lime in Nase, Hauch von Pfirsich und Nektarine, leicht säurebetont, aber ausbalanciert im Gaumen;
  • Etko Plegma 2019: 15 % alc., vollfruchtig gefälliger, im Eichenfass fermentierter Weisser mit gut eingebundener Säure, wenig Restsüsse und langem Abgang;
  • Zambartas Xynisteri 2019 mit 13% Alkohol: In Nase filigrane Noten von Pfirsich und Lemonen, am Gaumen mineralische Säure mit Anklängen an weissen Pfirsich, Mango und Ananas, gefolgt von mittellangem Abgang. Passend zu Apéro, Fisch, Meeresfrüchten und hellem Fleisch;
  • Zambartas Rosé 2019: 14% alc., leicht moussierend in idealer Assemblage von Cabernet Franc mit autochthoner Lefkada-Traube, kräftige Erdbeer- und Himbeer-Noten in der Nase, welche sich im Gaumen vollfruchtig bestätigen; ausgeglichene Säure, welche diesen Sommerwein in Art spanischer Brüder zu einem ausbalancierten, genussvoll-süffigen Apéro-Wein und/oder Begleiter leichter Speisen wie Tappas, Gemüse und Fisch prädestiniert;
  • Ezousa Xynisteri 2019, 13.5 Alkoholgehalt: Fruchtnoten in Art eines Sauvignon Blanc in Nase und Gaumen, säurebetont, Restzucker austariert, frischer Abgang; ideal zu Apéro, Fisch, Geflügel und Kalbfleisch;
  • Aes Ambelis Morokanella 2019: „Very well balanced“ zwischen Fruchtnoten von Pfirsich, Birne, Quitten, Lime; hervorragend zu Fisch, Pasta und gar Salaten…;
  • Kyperounda Petritis 2019: Leicht maderierte Farbe, autochthon, süffig-spritzig, hervorragend eingebundene Säure, wenig Restzucker; geschmacklich zwischen Chardonnay & Sauvignon Blanc angesiedelt; kaum austauschbar.

www.paphosweine.ch