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Das Schweizer Gesundheitswesen produziert pro Jahr analoge Informationen im Umfang von 300 Millionen Blatt Papier und 1,5 Millionen GByte digitale Daten. Das heute vergleichsweise bescheidene digitale Datenvolumen dürfte künftig stark zunehmen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Dem Schweizer Gesundheitswesen steht die digitale Transformation grösstenteils noch bevor. Elektronischer Zahlungsverkehr hin, Online-Shopping her: In Spitälern, Arztpraxen und Pflegeheimen merken Herr und Frau Schweizer noch nicht viel vom Nutzen der Digitalisierung. Das soll und muss sich in den kommenden Jahren ändern – nicht zuletzt, weil hier ein grosses Potenzial im Kampf gegen steigende Gesundheitskosten brachliegt.

 

Höchster Digitalisierungsgrad bei Spitälern

Die Studie der ZHAW kommt zum Schluss, dass in der Schweiz pro Jahr rund 1,5 Millionen GByte digitale Gesundheitsdaten in Form von Bildern (Röntgen, Fotos etc.) und Textdateien entstehen. «73% dieser Daten fallen in den 240 Spitälern, weitere 11% bei den schweizweit rund 12’000 Fachärzten an», sagt Studienleiter Florian Liberatore von der ZHAW. Es sind diese beiden Akteure, die am häufigsten datenintensive bildgebende Verfahren anwenden. Das heute noch vergleichsweise bescheidene digitale Datenvolumen von 1,5 Millionen GByte entspricht lediglich 0,5% des Datenvolumens, das jedes Jahr von Smartphones im Netz von Swisscom übertragen wird.

 

Am meisten Papier bei Hausärzten

Die analogen Daten, die im Schweizer Gesundheitswesen jedes Jahr entstehen, füllen rund 300 Millionen Blatt A4-Papier, was 500’000 Bundesordnern voll Papier entspricht. 43% davon fallen bei niedergelassenen Ärzten (Haus- und Fachärzte) an. Weitere 17% sind es in Pflegeheimen, wo die Dokumentation noch häufig auf Papier erfolgt.

 

Datenvolumen wächst stärker als in anderen Branchen

Im Gesundheitswesen dürfte das Datenvolumen in den kommenden Jahren bedeutend schneller wachsen als insgesamt über alle Anwendungsbereiche hinweg. Studienleiter Liberatore: «Haupttreiber sind dabei neue Technologien im Bereich der Bildgebung und der Analyse sowie die zunehmende Erhebung von sensorischen und anderen exogenen Daten.» Die Experten gehen zudem davon aus, dass auch die Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) zum Wachstum des Gesamtvolumens beitragen wird. Das EPD erleichtere den Zugang zu digitalen Gesundheitsdaten, was dazu führen werde, dass diese vermehrt kopiert und lokal gespeichert würden.

 

Digital heisst einfacherer Zugriff und mehr Effizienz

Die Digitalisierung und das EPD machen Gesundheitsinformationen für Patienten und Behandelnde einfach und sicher zugänglich. 76% der Bevölkerung stehen dem EPD gemäss Swiss eHealth Barometer 2017 positiv oder zumindest neutral gegenüber. Herr und Frau Schweizer erhalten künftig mehr Transparenz, aber auch mehr Verantwortung für ihre Daten. Das Gesundheitswesen als Ganzes gewinnt an Effizienz und Qualität. «Der Trend zur Digitalisierung ist eine grosse Chance für die Optimierung der Prozesse und den Abbau von Doppelspurigkeiten», ist Florian Liberatore von der ZHAW überzeugt.