Der Verkauf von Brettspielen hat sich beim Online-Warenhaus Galaxus innert fünf Jahren verachtfacht wie das Unternehmen mitteilte. Der gesellige Aspekt der Spiele soll vor allem bei den Millennials gut ankommen.

In einer Welt voller Bildschirme erleben Brettspiele gerade eine regelrechte Renaissance: Bei Galaxus gingen 2019 über 50 Prozent mehr Brettspiele auf die Post oder über die Ladentheke als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2015 haben sich die Verkäufe gar fast verachtfacht. Insgesamt konnte Galaxus im vergangenen Jahr eine fünfstellige Anzahl Brettspiele verkaufen. Unterdessen schiessen Brettspiel-Cafés und -Clubs wie Risiko-Armeen aus dem Boden.

Mit dieser Entwicklung reiht sich die Schweiz in einen internationalen Trend ein: In Ländern wie England, Deutschland oder den USA ist von jährlichen Wachstumsraten von 15 bis 40 Prozent die Rede. Angesichts dieser Zahlen sprechen mittlerweile viele Marktbeobachter von einem neuen goldenen Zeitalter des Brettspiels. Und ein Ende der Karton-Pandemie ist nicht in Sicht: Gemäss Prognosen dürfte der weltweite Umsatz mit Brett- und Kartenspielen von zuletzt etwas mehr als 13 Milliarden Dollar bis und mit 2025 um weitere 60 Prozent auf über 21 Milliarden Dollar steigen.

Treiber dieses Wachstums sind zumindest in der Schweiz die Millennials: Vier von zehn Brettspiel-Käufern bei Galaxus sind zwischen 30 und 39 Jahre alt. Weitere 25 Prozent der Käufer sind in ihren Zwanzigern. Das Durchschnittsalter der Käufer liegt bei 34 Jahren. Ausserdem sind drei Viertel von ihnen männlich – was freilich nicht heissen muss, dass Frauen Brettspiel-Muffel sind.

Was sind die Gründe fürs Comeback der Brettspiele? Galaxus-Spiele-Spezialist Ludo Penning de Vries nennt vier Hauptfaktoren:

Die Auswahl

Jedes Jahr kommen tausende neue Brettspiele auf den Markt. Viele davon bleiben Nischen-Titel. Die populärsten unter ihnen verkaufen sich aber millionenfach. Die Palette bietet heute etwas für jeden Geschmack: Vom kurzweiligen Einsteiger-Spiel bis zum epischen Krieg zwischen Zivilisationen, der sich über mehrere Tage hinziehen kann. Galaxus hat aktuell gut 4500 Spiele im Sortiment, darunter mehr als 1000 Brettspiele. Anfang 2015 waren es noch 300. Und der deutsche Ableger von Galaxus führt inzwischen ebenfalls hunderte von Brettspielen im Sortiment.

Der Preis

Brettspiele sind in den vergangenen Jahren günstiger geworden – auch dank der Konkurrenz der Onlinehändler und der Vergleichsmöglichkeiten im Internet. Vier von zehn Brettspielen, die Kunden auf Galaxus kaufen, kosten heute weniger als 40 Franken.

Die Promo

Parallel zur Verkaufsentwicklung sind auch immer mehr Blogs, Foren, Podcasts und YouTube-Kanäle entstanden, die sich ausschliesslich mit Brettspielen befassen. Populäre Beispiele dafür sind Shut Up and Sit Down, Spielekult, The Dice Tower, TableTop oder Board Game Geek. Diese Medien bieten Einsteigern und Geeks gleichermassen die Möglichkeit, sich zu informieren und sich auszutauschen. Übrigens hat auch Galaxus mit Ramon Schneider einen spezialisierten Spiele-Redaktor.

Die Geselligkeit

Brettspiele sind besonders im Winter beliebt: Bei Galaxus finden mehr als die Hälfte der Brettspiel-Verkäufe in den Monaten November, Dezember und Januar statt. Statt vor dem Handy, dem Fernseher oder dem PC-Monitor verbringen offenbar mehr und mehr Schweizerinnen und Schweizer ihre Winterabende wieder beim Brettspiel mit der Familie und Freunden. Ausserdem gibt es heute eine Fülle an kooperativen Spielen, in dem die Spieler zusammenarbeiten müssen, um ans Ziel zu kommen.

Die Würfel sind gefallen: Brettspiele haben sich ihren Weg in unsere Stuben zurückerkämpft. Und es sieht so aus, als würden sie so schnell nicht wieder verschwinden.