Doktorandin Sina Ruhstaller analysiert Abriebpartikel von Plastikprodukten. Image: Empa

Mit dieser katastrophalen Komödie feiert die Shake Company von Mastermind Dominik Flaschka, Gründer & Künstlerischer Leiter, ihr 30-jähriges Jubiläum: Seit 19. Januar 2025 begeistert Peter Pan Goes Wrong jeden Abend das humoreske Publikum und sorgt für ausverkaufte Abendvorstellungen im frisch aufpolierten Pop-Up-Theater im Zürcher Seefeld.

Auf wahnwitzige, aber zugleich tiefgründige Weise spiegelt die übergeordnete Ebene der Aufführung Magie und Herausforderungen eines Theaterbetriebs wider. Denn selbst wir Erwachsenen wünschen uns wie Peter Pan den kindlich naiven Blick zu bewahren, um der Gesellschaft immer ‚mal wieder einen Spiegel vorzuhalten. Dem sowohl klassischen wie auch komödiantischen Theater liegt die Kraft inne, neue Perspektiven aufzuzeigen und im besten Falle die Sicht auf die Welt zu verändern!

(Foto zVg)

Gespickt mit Dialogwitz, Wortspielen, unerwarteten Pannen, Einwürfen wie kurz zum Besten gegebenen Zitaten, vermeintlich ungeschickten Vorfällen und nicht zuletzt in Grosschrift auf Kleinplakaten Publikums-Echo erheischenden Aufforderungen hält die ursprünglich englische Comedy nonstop mit Einfällen irrwitzigster Art den Atem zu den aufeinanderfolgenden Lachsalven jeweils nur kurz an!

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Schlag auf Schlag erfolgen vielmehr Szenen wie diejenige kurz nach Beginn des Stücks, indem das dreistöckige Etagenbett trotz Inliegern auf fast die Hälfte zusammenkracht. Da beginnt Mrs. Mama Darling (Sabina Deutsch) operettenhaft zu singen, wird jedoch kurz darauf von der Kreissäge unterbrochen, mit welcher die Technikerin (Julia Barth) die sich in misslicher Lage befindliche, eingeklemmte Hündin Nana (Fabio Romano)  befreit: Der kurz andauernde Versuch von Mrs. Darling, gegen die brutalen Lärm erzeugende Kreissäge anzusingen, entspricht typisch englischem, feinsinnigen Humor! Wenig später fliegt Peter Pan dank vorinstalliertem Hebemechanismus durchs Fenster herein und gibt unfreiwillig „Flugkunststücke“ zum Besten. Dann etwa die Szene, als Peter Pan seinen Schatten sucht, den er verloren glaubt, und an unerwartetem Ort wiederfindet.

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Worauf die Drehbühne etwa ein zweites Bild freigibt und Tochter Wendy Darling (Sabrina Kern) mit ihren zwei Brüdern von Peter Pan zum Flug nach Nimmerland eingeladen werden. Der Sprecher eröffnet dies aus dem rechts der Bühne sichtbaren Off mit etwas Feen-Staub, erzählt gestenreich, will sich dann inkognito noch mehr nach rechts zurückziehen, wird aber dreimal hintereinander daran gehindert. Plötzlich wird die Szenerie nicht nur auf der Bühne, sondern im ganzen Saal pechschwarz, womit de facto ein Stromausfall suggeriert werden soll. Nach Zwischenrufen von allen Seiten her wiederum Beleuchtung auf „den Brettern, welche die Welt bedeuten“, bei welcher die vermeintlich scheue Tootles (Martina Holstein) auf die Bühne geschubst wird, jedoch anstelle von ein paar Sätzen lediglich ultrahohe Quietsch-Laute hervorzubringen imstande ist. Gefolgt von Szenenwechsel und Fokus auf Nimmerland, wo allerdings ebenso Captain Hook als Peters Erzfeind (Eric Hättenschwiler) lauert, dessen Hand Peter dem Krododil (Sandro Howald) zum Frass vorgeworfen hatte. Nun nervt Matrose Mr. Smee (Nico Jacomet) aus Captain Hook’s Hochsee-Team letzteren ständig, indem er diesem dessen eigene Sätze wie ein Papagei wiederholt, statt Aktivitäten zu zeigen…

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Zwischendurch erklingt auch immer ‚mal wieder unvermittelt und überlaut eine Autohupe, bewusst völlig aus dem Kontext gerissen. Es erscheint ein drittes Bühnenbild sichtlich allerdings zu früh, weshalb der Sprecher (diesmal nur in Socken und Unterhosen) nicht anders kann, als seine Stimme zu verstärken und die temporär falsche Handlung mit Wendy Darling dem Lauf zu überlassen. Da geht Peter mit Panflöte melodie-mässig zweimal hintereinander auf die Stimmungslage ein: Lisa (Sabina Deutsch) schmachtet dabei sitzend zweimal nacheinander „Oh Peter!“, weshalb dieser noch eine ulkige Tanzeinlage d’rauflegt. Dann die Unterwasserszene mit zwei Meerjungfrauen (John Darling & Sandro Howald) sowie stimmigen Fischköpfen und Flossen. Und ein auf dem Kopf hängender Pan wird per Besenstil aus dem Bühnenbild erst nach oben, dann nach links hinter die Bild-Bäume gehievt. Während Captain Cook einer direkt vor der Bühne sitzenden Frau ein paar Mal hintereinander nahelegt: „Erheben Sie sich – jetzt!“. Gefolgt von schlichtweg herrlichst turbulenten Havarie-Szenen auf dem Piratenschiff, usw. etc.!

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Aber der Pleiten, Pech und Pannen sind noch viele mehr – ausserdem stets mit optimalem Hintergrund-Sound versehen auf’s Spassigste präsentiert und oftmals auch vorgeblich spontan umgesetzt. Sogar die bestimmt nicht unverwöhnten Sven Epiney mit Ehepartner, Aniko Donath (Schauspielerin „Die Ex-Freundinnen“, Sängerin, Buchautorin) und Heier Lämmler mit kubanischer Ehefrau zeigten sich begeistert über die irrsinnig komische Darbietung höchster Schule!

Selbst seit vielen Jahren selten dermassen anhaltend gelacht, kann der Autor die Komödie nur wärmstens empfehlen: It’s an absolute Must!

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http://www.shakecompany.ch