Quelle: VSE.
Quelle: VSE.

Firmen, die alpine Solaranlagen bauen wollen, stehen mit der angesetzten Frist des Solar-Expresses und der Wirtschaftlichkeit ihrer Projekte vor teilweise unüberwindbaren Hindernissen.

Diese Erkenntnisse gehen aus einer Umfrage des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE hervor. Ein wichtiger Erfolgsfaktor scheint die regionale Verankerung eines Projektes zu sein. Um trotz der hohen Anforderungen möglichst viele Projekte realisieren und damit einen wichtigen Beitrag zur Winterversorgung leisten zu können, fordert der VSE eine Verlängerung des Solar-Expresses.

Die Schweiz muss vor allem im Winter mehr Strom produzieren und dazu die Produktion ausbauen. Alpine Solaranlagen produzieren etwa die Hälfte ihres Stromertrags im Winterhalbjahr. Um deren Ausbau zu beschleunigen, beschloss das Parlament im Herbst 2022 den Solar-Express. Solarprojekte werden mit einer Einmalvergütung von bis zu 60 % der Investitionskosten subventioniert, sofern die Anlagen mindestens 10 GWh im Jahr produzieren und bis Ende 2025 mindestens 10 % der projektierten Jahresproduktion ins Stromnetz einspeisen.

Nur noch 35 Projekte

Durch den Solar-Express entstanden rasch viele Projektideen. Der VSE beobachtet diesen Ausbau – insbesondere jenen der Erneuerbaren – seit 2023. Von 62 alpinen Solarprojekten werden 27 bereits nicht mehr weiterverfolgt. Bei den übrigen 35 Projekten liegen erst magere vier rechtskräftige Baubewilligungen vor. Nur die Anlage SedrunSolar befindet sich bereits in der Bauphase. Bei 14 Projekten wurde das Baugesuch eingereicht, zehn Projekte wurden von den jeweiligen Standortgemeinden gutgeheissen, und je drei Projekte werden ausgearbeitet bzw. liegen als Idee vor.

Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass die vom Bund erwarteten 2 TWh bis Ende 2030 nicht erreicht werden können. Bei Realisierung sämtlicher heute noch verfolgter Projekte ist höchstens die Hälfte möglich. Es ist nicht sicher, ob die 4 bewilligten Projekte rechtzeitig fertig sind, um von der Express-Subvention profitieren zu können. Mit einer Umfrage zu 57 alpinen Solarprojekten wollte der VSE herausfinden, weshalb die Ziele nicht erreicht werden. 27 Projektteams mit 52 Projekten beantworteten die gestellten Fragen.

Enge Frist und Wirtschaftlichkeit sind die grössten Hürden

Die Frist bis Ende 2025 ist zu kurz. Sie reicht nicht für eine zeitintensive Umweltverträglichkeitsprüfung, lange Bearbeitung der Baugesuche, Verzögerungen durch Beschwerden und die Unsicherheit der Realisierung im Gebirge (z.B. aufgrund des Geländes, der Zugänglichkeit oder des Wetters). Eine Mehrheit der Initianten zweifelt trotz Förderbeiträgen an der Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der Marktpreise.

Die Investitionen unterscheiden sich zwar erheblich von Projekt zu Projekt, sind im Durchschnitt aber sehr hoch. Mangelnde Kenntnis zum Verfahrensablauf, fehlende Fachkräfte oder Lieferengpässe hingegen sind kaum Hinderungsgründe. Das gleiche gilt für unzureichende Netzkapazitäten, wobei dieser Aspekt mit der bereits vorgenommenen erheblichen Redimensionierung vieler Projekte erklärt werden kann.

 

Regionale Verankerung als Erfolgsfaktor

Bei den weit fortgeschrittenen Projekten zeigt sich, dass die regionale Verankerung die Akzeptanz für die Solaranlagen in den Standortgemeinden positiv beeinflusst. Mit einer Volksabstimmung scheinen Projekte eher genehmigt zu werden als an Gemeindeversammlungen. Dort wird mehr Stimmung gegen Projekte gemacht.

 

Solar-Express verlängern

Trotz dieser negativen Ergebnisse sieht der VSE den Solar-Express nicht als gescheitert: «Die Projektanten leisten Pionierarbeit. Die Ziele waren angesichts der engen Frist und der Herausforderungen von Anfang an äusserst ambitioniert», meint VSE-Direktor Michael Frank. Der VSE fordert schon lange mehr Zeit für den Solar-Express, was durch die Umfrage bestätigt wird. Die Politik hörte den Hilferuf und der Ständerat berät in der Wintersession über eine Weiterführung der Förderung.

Anlagen sollen auch dann von der Einmalvergütung profitieren, wenn bis Ende 2025 erst das Gesuch öffentlich aufgelegt ist. «Damit hätten mehr Projekte Planungs- und Investitionssicherheit über 2025 hinaus und somit bessere Chancen, tatsächlich realisiert zu werden», sagt Michael Frank. Die Hürde der Wirtschaftlichkeit bleibe aber auch dann noch bestehen.