Testbetrieb einer Paket-Drohne der Swiss Post am 28.3.2017 in Lugano. Die Drohne pendelt zwischen den Spitaelern Civico und Italiano. (POST/Alessandro Della Bella)
Ericsson hat zusammen mit Qualcomm eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit den Kosten und Nutzen von 5G-Netzen in Europa und den damit ermöglichten neuen Anwendungen befasst. Die Studie «5G Action Plan Review for Europe» von Analysis Mason prognostiziert laut Ericsson, dass gemessen über einen Zeitraum von 15 Jahren der Aufbau eines 5G-Netzes in Europa jährlich 46 Milliarden Euro kosten und dass damit ein durchschnittlicher jährlicher Nutzen von über 200 Milliarden Euro ermöglicht wird.

Für die Studie wurden laut Mitteilung die 15 europäischen Länder ausgewählt, die im Studienzeitraum (2. Quartal 2020) bereits mit dem Aufbau von 5G-Netzen begonnen hatten sowie 12 weitere Länder, bei denen der 5G Aufbau kurz bevorstand. Untersucht wurden die Kosten im Verhältnis zum wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Nutzen für jedes einzelne Land.

Die neuen 5G-Netze könnten ein breites Spektrum an Innovationen in verschiedenen Markt- und Industriesektoren unterstützen. Diese Anwendungsmöglichkeiten von 5G in der Studie von Analysys Mason in vier Cluster eingeteilt:

  1. Smart Production and Logistics: Zu diesem Bereich zählten intelligente Anwendungen in Fabriken, dem Energiemanagement sowie an Häfen oder Flughäfen. Dieses Cluster berge europaweit betrachtet die grössten wirtschaftlichen Chancen von 5G. Der Kosten-Nutzen-Faktor liege bei durchschnittlich 4. Die Schweiz liege hier mit einem Kosten-Nutzen-Faktor von 11,2 auf dem zweiten Rang im Ländervergleich.
  2. Smart Rural: Hier gehe es um den Zugang zu schnellen Verbindungen in ländlichen Gebieten und um den Einsatz von 5G in der Landwirtschaft, beispielsweise durch intelligente Sensoren, um die Gesundheit, Bewässerung und Krankheiten von Pflanzen zu überwachen. Die Schweiz liege im Länderranking auf dem zweiten Rang mit einem Kosten-Nutzen-Faktor von 14,5.
  3. Smart Urban: Smart Urban beinhalte den Automobil-Sektor, die Baubranchen und urbane Hotspots wie den öffentlichen Nahverkehr. Hier könne 5G einen grossen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emmissionen leisten. Smart Urban habe mit dem Faktor 8 den höchsten Kosten-Nutzen-Effekt und laut der Studie profitiert die Schweiz mit einem Faktor von 37,4 mit Abstand am meisten in diesem Cluster.
  4. Smart Public Services: Unter diesen Bereich fielen alle Anwendungsfälle, die das Gesundheitswesen, kommunale Gebäude, das Bildungswesen und den Tourismus betreffen. In diesem Cluster profitierten vor allem Länder mit einer geringen Anzahl von kommunalen Gebäuden, da die Kosten für 5G-Netze hier rund 50 Prozent höher lägen als beispielsweise bei Krankenhäusern. Schweden führe das Ranking mit einem Faktor von 54,0 an. Die Schweiz liege mit einem Faktor von 12,4 auf Rang 5.

Laut der Studie wird die Schweiz im Vergleich zu den anderen untersuchten europäischen Ländern am stärksten von einem 5G-Netz profitieren. Es werde ein Netto-Nutzen von durchschnittlich 9,6 Milliarden Euro pro Jahr erwartet. Der Nutzen pro Einwohner werde im Vergleich zu unseren Nachbarländern Deutschland (um mehr als das Doppelte), Italien (Faktor 8) und Frankreich (Faktor 4) deutlich übertroffen. Nur Österreich weise ähnliche Werte wie die Schweiz aus. Finnland liegt nach der Schweiz auf Rang 2.

Martin Bürki, Country Head Switzerland bei Ericsson, fasst zusammen: «Wir haben in der Schweiz europaweit den grössten Kosten-Nutzen-Effekt. Dies zeigt eindrücklich, dass wir gut beraten sind, den 5G-Ausbau möglichst rasch voranzutreiben. 5G-Netze werden unserer Wirtschaft einen wichtigen Schub geben – in der aktuellen Rezession ist das Gold wert. Der Staat kann hier Impulse setzen: Zumal die Studie auch aufzeigt, dass in diversen Sektoren wie der Landwirtschaft, dem öffentlichen Verkehr, dem Gesundheitssektor oder im Tourismus Investitionen der öffentlichen Hand erforderlich sind, damit die Schweiz vom prognostizierten Nutzen auch vollumfänglich profitieren kann.»